Verzicht auf eigenes Baudezernat nicht richtig

14.07.2022

„Keine gute Lösung,“ findet CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Reifenberger. Er kritisiert, dass die derzeitige Rathaus-Verwaltungsführung nach vielen Jahrzehnten auf einen eigenen Baudezernenten verzichten will.

„Keine gute Lösung,“ findet CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Reifenberger. Er kritisiert, dass die derzeitige Rathaus-Verwaltungsführung nach vielen Jahrzehnten auf einen eigenen Baudezernenten verzichten will. Die vier Abteilungen dieses Dezernats sollen denen der Bür-germeisterin und des Kämmerers zugeschlagen werden. Stattdessen will die Verwaltung eine Architekten- oder Ingenieurstelle der Fachrichtung Hochbau besetzen.

Nach dem Ausscheiden von Matthias Tanger Ende Juni 2022, der am 1. August 2019 die Nach-folge von Karl-Hermann Hartmann angetreten hatte, soll so die Organisation der Verwaltung also grundlegend umgekrempelt werden. Von Oktober 1969 bis Juni 1996 verantwortete Pe-ter Servatius, nach ihm für die nächsten 23 Jahre Karl-Hermann Hartmann die Planung für die strukturelle und räumliche Stadtentwicklung. Als Matthias Tanger den Schreibtisch über-nahm, hatte sich die Bürgermeisterin noch „sehr froh“ gezeigt, dass die Stelle für die „Koordi-nation der städtebaulichen Projekte“ im Rathaus besetzt werden konnte: Eine Verwaltung, die der sich verabschiedende Karl-Hermann Hartmann in einem Interview „augenzwinkernd als ‚eine Art Dschungel‘“ beschrieben hatte.

„Dass jetzt, nachdem Freudenberg mehr als fünf Jahrzehnte immer über eine Fach- und Füh-rungsstelle für die bedarfsgerechte Stadtplanung verfügt hat, um ihre Entwicklungsziele, Sa-nierungsvorhaben und die Optimierung ihrer Infrastruktur zu erreichen, nun davon Abstand nimmt, ist mehr als bemerkenswert,“ äußert sich Johannes Werthenbach, der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses.

Denn die Aufgaben hätten sich eher erweitert. Für eine baulich-räumliche Entwicklung spiel-ten immer mehr auch ökologische, soziale und gesellschaftliche Aspekte eine Rolle, ebenso eine neue Beteiligungskultur und der Blick auf vielfältige Förderprogramme, um Wohnquar-tiere aufzuwerten bzw. Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. „Und natürlich kommen immer mehr komplexere Technik- und Rechtsfragen ins Spiel.“
Die Aufgabe für nachhaltige Stadtkonzepte sei nicht auf Traufhöhe oder Fassadenmaterial zu reduzieren, unterstreicht Christoph Reifenberger. „Wir brauchen in der Verwaltung einen fachlich versierten aktiven Steuerungspart für die auch klimapolitisch wichtigen Planungs- und Veränderungsprozesse.“ Erschwerend komme hinzu, dass nun auch der Leiter des Tief-bauamtes in der Verwaltung die Stadt Freudenberg verlasse.

CDU-Stadtverbandsvorsitzender Alexander Held zieht den Vergleich zum Hausbau, den jeder nachvollziehen könne: „Selbst die Arbeit des besten einzelnen Handwerkers kann nicht opti-mal sein, wenn nicht jemand die funktionale Gesamtplanung, die aufeinander abgestimmte zeitliche Abfolge und die finanzielle Abwicklung verantwortlich im Blick hat.“

Die Verwaltungsleitung verfolge nun einen anderen Ansatz und habe mit größter Eile bereits bloß eine Hochbau-Architekten- bzw. Ingenieurstelle ausgeschrieben. Reifenberger: „Freudenberg braucht Qualität und Kompetenz für seine Stadtentwicklung. Sehr bedauerlich, dass es dafür keine eigene fachlich ausgewiesene Führungskraft mehr geben soll.“