Leitbild für Freudenberg gut und wichtig – Die noch fehlende Bürgerbeteiligung kritisch hinterfragt
Nach monatelangen Beratungen und diversen Workshops von Rat und Verwaltung haben sich bis auf die AL-Fraktion alle Fraktionen auf die Formulierung des Leitbildes und der daraus resultierenden Strategieziele verständigt. „Das Ergebnis ist aus Sicht der Kommunalpolitik sehr gut und wird interfraktionell getragen. Und das ist gut so, denn es soll unserem zukünftigen Handeln für Freudenberg eine Leitlinie sein“, erläutert CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Held. Bei aller Euphorie muss man aber den Werdegang bis zum Leitbild noch einmal kritisch hinterfragen. Der Prozess darf an dieser Stelle nicht beendet werden, da bis dato ein wichtiger Baustein zur Entwicklung fehlt: die Bürgerbeteiligung. Im damaligen Antrag von Bündnis 90/Die Grünen war eindeutig vermerkt: „Die Bürger sollen die Möglichkeit erhalten, eigene Vorstellungen einzubringen und zu Zwischenergebnissen der Leitbilddiskussion Stellung zu beziehen. Der Rat wird die Anregungen aus der Bürgerschaft in den Entstehungsprozess einfließen lassen. Im Anschluss an die entwickelten Ziele sind diese von Rat und Verwaltung der Bürgerschaft zu vermitteln.“ Auf diesen Punkt hat die CDU-Fraktion bis zuletzt hingewiesen. Das Leitbild wird trotzdem in der kommenden Ratssitzung, wahrscheinlich mit großer Mehrheit, beschlossen; allerdings ohne vorher nur einen einzigen Bürger richtig zu beteiligen.
Die Umfrage der Universität Siegen, welche zeitgleich zum Leitbild geführt wurde, war bereits zu Beginn des Leitbildprozesses von der Bürgermeisterin ausschließlich als Begleitprojekt definiert und sollte nicht die Bürgerbeteiligung ersetzen. Ergebnisse der Uni-Umfrage wurden erst zum Ende des Leitbildes wage präsentiert mit der Aussage, dass die Umfrageergebnisse sich mit den erarbeiteten Handlungspunkten von Rat und Verwaltung decken. Dass nun die Bürgermeisterin sich mit einer lange nicht mehr dagewesenen Bürgerbeteiligung rühmt, findet die CDU-Fraktion mehr als fragwürdig, da zum Beispiel die Bürgerbeteiligung am Projekt „Attraktivierung des Kurpark“ ebenfalls auf einem CDU-Antrag beruht und nicht auf einer Initiative der Bürgermeisterin. Auch der Vorschlag der CDU-Fraktion, eine Bürgerbeteiligung vor einem Ratsbeschluss mit den Planungen rund um Dorfentwicklung und das geplante IKEK (Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept) zu verbinden, fand keine Fürsprecher. „Aus diesem Grund wird die CDU-Fraktion sowohl die Umsetzung der strategischen Ziele insbesondere die weitere Bürgerbeteiligung, als auch die Darstellung im Haushaltsplan und den Verwaltungsvorlagen sehr genau beobachten. Trotzdem wollen wir in der Ratssitzung der Beschlussvorlage zustimmen, weil bis auf das Thema Bürgerbeteiligung die bisher geleistete Arbeit gut und wichtig war“, so der Fraktionsvorsitzende abschließend. Die CDU selbst hat nun ihre Mitglieder in Freudenberg zu einer Herbstklausur eingeladen. Dort soll das Leitbild vorgestellt und strategische Maßnahmen beraten werden. „Wir nehmen hier im ersten Schritt unsere Mitglieder mit auf den Weg“, so der Stadtverbandsvorsitzende Johannes Werthenbach.
Hier die Pressemitteilung der Stadt:
Freudenberg erarbeitet ein Leitbild und setzt Schwerpunkte in der Stadtentwicklung
Leben, Wohnen und Arbeiten werden auch in Zukunft in einem Ort miteinander verbunden – das ist eine der zentralen Aussagen des Freudenberger Leitbildes, welches in der kommenden Ratssitzung am Donnerstag, 6. Oktober 2016, im Rat beschlossen werden soll. Bürgerinnen und Bürger, Stadtverordnete und Stadtverwaltung haben in den vergangenen Monaten zunächst die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken analysiert, Klarheit über die Potentiale Freudenbergs erzielt und daraufhin ein Leitbild sowie strategische Ziele erarbeitet. „Gemeinsam haben wir uns auf den Weg gemacht, ein Zukunftsbild für Freudenberg zu zeichnen und Leitlinien erarbeitet, welche Schwerpunkte wir setzen wollen, damit die Menschen auch in zehn Jahren und weit darüber hinaus noch gerne in unserer Stadt und den Ortschaften leben, wohnen und arbeiten“, so die gemeinsame Auffassung der Bürgermeisterin Nicole Reschke sowie der Fraktionsvorsitzenden Arno Krämer (SPD), Alexander Held (CDU), Christiane Berlin (Grüne) und Torsten Freda (FDP).
Der Prozess ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Die Verwaltung soll im Rat beauftragt werden, Kennzahlen und Erfolgsindikatoren zur Messung der strategischen Ziele zu benennen und Maßnahmen zur Umsetzung gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Leitbild und im Dialog mit der Bürgerschaft aufzuzeigen, an denen das Handeln von Politik und Verwaltung zukünftig ausgerichtet wird. Dies ist auch in der jährlichen Haushaltsplanung zu beachten, um zu beantworten, ob die vorhandenen Mittel an der richtigen Stelle ausgegeben werden. Die Verwaltung wird des Weiteren beauftragt, gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Vorschläge zu erarbeiten, wie regelmäßig Bezug zum Leitbild bei allen Entscheidungsprozessen der Stadtentwicklung (z.B. bei der Erstellung von Sitzungsvorlagen) hergestellt werden kann.
Mit Hilfe unterschiedlichster Beteiligungsformate wird den Bürgerinnen und Bürgern weiterhin die Möglichkeit gegeben, sich aktiv an der Erstellung sowie der Umsetzung des Leitbilds zu beteiligen. Die Bürgerbefragung zur Attraktivität Freudenbergs hat gezeigt, wie wichtig die Einbindung von Jung und Alt ist. Denn eine erste Auswertung hat die Analyse von Stadtverwaltung und Ratsvertretern zu Stärken und Schwächen der Stadt untermauert. Umso wichtiger ist es nun, alle Interessierten weiterhin einzubinden. Bei der Entwicklung der Maßnahmen zur Umsetzung des Leitbildes sind die Bürgerinnen und Bürger erneut gefragt. Der Termin für ein geplantes Bürgerforum, bei dem an Thementischen zu den unterschiedlichen Handlungsfeldern offen diskutiert wird, wird noch bekannt gegeben.
Folgender Entwurf für das Leitbild sowie die strategischen Ziele steht in der nächsten Ratssitzung als Beschlussvorschlag auf der Tagesordnung:
Leitbild
- Die Stadt Freudenberg mit ihren Dörfern ist ein attraktiver Wohnstandort für Familien und hält seine Einwohnerzahlen stabil. In unserer Kommune werden die Funktionen Leben, Wohnen und Arbeiten in einem Ort verbunden. Wir bekennen uns zu der historischen Altstadt und entwickeln diese zu einem modernen und lebendigen Wohnstandort. Darüber hinaus bekennen wir uns zu den Dörfern und wollen diese und ihre Lebensqualität erhalten.
- Die touristischen Potentiale der Stadt Freudenberg sind zu nutzen, da die touristische Entwicklung auch zukünftig einen Beitrag zur Stärkung der Standortqualität leistet. In Freudenberg wird die Willkommenskultur weiter verankert. Außerdem werden Potenziale zum Klimaschutz, zur Nachhaltigkeit und Energieeffizienz besser genutzt, so schützen wir die Umwelt und erhalten die Lebensqualität.
- Freudenberg zeichnet sich durch hohes zivilgesellschaftliches Engagement aus. Wir unterstützen und würdigen den ehrenamtlichen Einsatz unserer Bürgerinnen und Bürger.
Strategische Ziele
Demografie: Wir werden die Einwohnerzahl von 18.000 Menschen stabilisieren und den Anteil der 20- bis 45-Jährigen steigern.
Stadtentwicklung: Wir werden den Alten Flecken erhalten und als modernes und lebendiges Wohnquartier entwickeln, indem das historische Erbe mit den Technologien und Lebensformen des 21. Jahrhunderts verbunden wird. Die Lebensqualität in den Dörfern gilt es nachhaltig zu sichern.
Wirtschaft: Die Anzahl der Beschäftigten und Ausbildungsplätze werden ausgebaut.
Tourismus: Wir werden den Tourismus als Wirtschaftsfaktor auf Basis der vorhandenen Potentiale zielorientiert entwickeln.
Infrastruktur: Die notwendige öffentliche Infrastruktur soll erhalten und modernisiert werden. Dazu zählen insbesondere Schulen, Straßen, Wege, Sportstätten, digitales Versorgungsnetz und Gebäude.
Aktive Zivilgesellschaft: Ehrenamtliches Engagement in den Bereichen Sport, Kultur, Soziales und Jugend wird von der Stadt Freudenberg unterstützt, gewürdigt und ausgebaut.
Quelle: Stadt Freudenberg
Empfehlen Sie uns!