CDU Freudenberg im Gespräch mit der Siegener Zeitung

14.01.2016

Wer in den vergangenen zwei Jahren die politische Landschaft Freudenbergs schaute, konnte beobachten, dass sich die örtliche CDU in einem Umbruchprozess befand. Nach der vorigen Kommunalwahl z.B. verjüngten sich Stadtverband und Fraktion, weil etliche „altgediente“ Parteimitglieder sich aus dem politischen Tagesgeschäft zurückzogen. Zugleich hatte die Partei hinzunehmen, dass sie politisch deutlichen Gegenwind bekam und nur wenige Mandate direkt erringen konnte. Nicht „rund“ lief es für die Christdemokraten auch bei der Bürgermeisterwahl, die die SPD-Kandidatin Nicole Reschke für sich entschied. Hier hatte sich die Partei bei der Suche eines geeigneten Kandidaten bzw. einer Kandidatin lange Zeit gelassen – ungenutzte Zeit, die letztlich die politische Konkurrenz nutzte. Damit verbunden ist nun auch die Rolle als Oppositionsfraktion im Rat der Stadt. Deutlich wurde der der „Umbruch“ in der Freudenberger CDU zuletzt Ende vorigen Jahres, als Peter Kulik sein Amt als Fraktionsvorsitzender und Ratsmitglied niederlegte. Er machte dem fast 30 Jahre jüngeren Alexander Held Platz und setzte so einen Punkt hinter die parteiinternen Umformungen („Nachrücker“ für Kulik als Ratsmitglied ist übrigens Martin Breloer). Die SZ wollte wissen, wie sich die CDU in Zukunft in Freudenberg positionieren, welche Themen sie besetzen und wie sie die Oppositionsrolle im Rat ausfüllen wird. Dazu sprach sie mit Alexander Held, Johannes Werthenbach als dem Stadtverbandsvorsitzenden und seinem Stellvertreter Nils Gattwinkel sowie Thomas Bertelmann (PR-Arbeit). Nach der „Umbauphase“ gehe es nun darum, zweigleisig zu fahren, erklärte Alexander Held auf entsprechende Nachfrage, es sollten sowohl die Arbeit im Stadtverband als auch die Arbeit der Fraktion gestärkt werden. „Wir können nun aktiv und kreativ arbeiten.“ Die CDU Freudenberg müsse „als politische Partei wahrgenommen werden“ und wolle „sich in ihren Inhalten an den Bedürfnissen der und Freudenberger sowie an den Unternehmen orientieren“, meinte Held programmatisch. Dabei gelte es, sowohl die „konservative Grundausrichtung beizubehalten“, als auch „Themen anzupacken, die aktueller denn je“ seien. Dies gehe allerdings nicht ohne eine aktive Bürgerbeteiligung, deshalb unterstützte die CDU auch den von den Freudenberger Grünen angestoßenen Leitbild- und Strategieprozess für die Stadt. Auf den Stadtverband bezogen, will sich die CDU zukünftig stärker in der Öffentlichkeit präsentieren, unter anderem durch eine Bürgersprechstunde mit Mitgliedern aus Stadtverband und Fraktion im und vierteljährliche „Mitteilungen aus Freudenberg“, die in alle Haushalte verteilt werden sollen. Außerdem kündigte Thomas Bertelmann eine verstärkte Präsenz im Internet und den sozialen Netzwerken an. Weitere Formen der Öffentlichkeitsarbeit wie Ferienspielangebote, Ausflüge für Interessierte und Ähnliches sollen ebenfalls entwickelt werden. Ein wesentlicher Bereich der Arbeit, fuhr Johannes Werthenbach fort, sei die Förderung der in Freudenberg brachliegenden Wirtschaftsförderung. Regelmäßige Firmenbesuche, ein jährliches Unternehmerfrühstück, Wahrnehmung von Start-up-Unternehmungen – all dies solle ein wirtschaftsfreundliches Freudenberg fördern helfen, ergänzte Held. Reges Platzieren von Themen im Rat werde die Fraktionsarbeit bestimmen, fuhren die beiden fort, „hier haben wir schon gut vorgelegt“. Diesbezüglich sei die Fraktion „vielfältig aufgestellt, wir können viele Themen abdecken.“ Geplant seien auch „offene Fraktionssitzungen“ zu bestimmten Themen, die für alle Interessierten zugänglich seien, das erweitere den Blick der Fraktionsmitglieder auf die Themen. Als kommunalpolitische Akzente nannten die SZ-Gesprächspartner z.B. den Tourismus in seinen aktuellen städtischen Facetten, aber auch die Dorfentwicklung mit Themen wie Baulandentwicklung und Leerstandsmanagement, ÖPNV auf den Dörfern, Bürgerbusangebot oder der Idee eines „Dorfautos“. Heißestes Eisen derzeit seien aber die Haushaltsplanberatungen, weil die SPD bislang noch keinerlei Vorschläge für eine sinnvolle Sparpolitik gemacht habe, die die Handlungsfähigkeit der Stadt dauerhaft erhalte. „Wir werden uns in Sachen Haushalt für einen wirtschaftlich stabilen, gangbaren Weg einsetzen“, betonte Held, Schuldenmachen sei kein Konzept. „Und es fehlt die Generationengerechtigkeit, dafür kann die CDU stehen“, meinte Thomas Bertelmann. Auch die politische Jugendarbeit in der Stadt wollen die jungen Kommunalpolitiker forcieren, denn einen JU-Stadtverband gibt es schon seit Jahren in Freudenberg nicht mehr. „Es ist nötig, junge Leute für Politik zu interessieren“, meinte Werthenbach. „Vielen fällt es schwer, öffentlich Farbe zu bekennen“, ergänzte Gattwinkel. Held meinte sogar: „Es wäre schön, wenn wir einen jungen wilden JU-Stadtverband hätten.“ Mehr „Frauenpower“ sei in Stadtverband und Fraktion ebenfalls dringend erwünscht, betonten die vier Männer auf Nachfrage der SZ, hier gebe es noch „viel Spielraum“.

SZ vom 12.01.2016